Update: Veröffentlichung: Offener Brief der afghanischen Flüchtlinge aus Nürnberg
Worum geht es eigentlich:
Den Brief haben junge afghanische Männer aus Nürnberg selbst geschrieben.
Sie werden mit dem Musikvideo, der laut! TV-Sendung und weiteren Aktionen selbst aktiv, weil ihre Situation in Bayern immer unsicherer und bedrohlicher wird. Sie haben begründete Angst, dass sie abgeschoben werden. Auf sie wird derzeit nämlich der Druck von Seiten des Ausländeramtes Nürnberg und des Bayerischen Innenministeriums immer größer, wie sie es ja selbst beschreiben.
Wenn ihr sie unterstützen wollt, dann könnt ihr z. B. diesen Brief ausdrucken und in der Schule oder am Arbeitsplatz euren Freunden und Freundinnen zeigen und auf die Sorgen der jungen Männer aufmerksam machen.
Oder ihr schreibt uns, dass ihr diesen Brief gerne offiziell unterstützen möchtet. Dann kommt euer Name (und wenn ihr das angeben wollt, euer Alter und euer Beruf) als UnterstützerIn unter den Brief. Dieser wird nämlich Anfang Juli offiziell an die Personen versandt, die an der Situation der afghanischen Flüchtlinge „beteiligt“ sind, wie z. B. das Ausländeramt der Stadt Nürnberg mit der Bitte um Stellungnahme.
Und natürlich könnt ihr euch über facebook oder in einem Leserbrief in der Zeitung oder was euch sonst noch einfällt einbringen und somit die afghanischen Jugendlichen unterstützen. Es ist für die Betroffenen ganz wichtig, dass sie erfahren, dass um sie herum ein ziviles Netzwerk ist, das möchte, dass sie in unserem Land in die Schule gehen, eine Ausbildung machen und einfach in Sicherheit hier bleiben dürfen!
Wenn ihr mehr Infos haben wollt, dann wendet euch an Dorothee:
Der Brief:
Seit Ende April 2013 wird auf uns – volljährige, alleinstehende Männer aus Afghanistan – verstärkt Druck ausgeübt: Wir sollen nach Afghanistan abgeschoben werden! Deswegen werden wir gezwungen, einen Pass zu beantragen und wir sollen uns gegen unseren Willen bereit erklären, freiwillig auszureisen. Wenn wir uns weigern, werden wir mit der Polizei vorgeführt. Wir haben Angst vor dem Passantrag, weil ein ausgestellter Pass für uns Abschiebung bedeutet. Es gibt bereits zwei bekannte Fälle aus Bayern von nichtstraffälligen Afghanen, die nach Afghanistan abgeschoben wurden.
Wir wollen nicht die Nächsten sein!
Wir Afghanen sind nicht wegen dem Luxus nach Deutschland gekommen.
Wir alle haben auf dem Weg nach Europa Momente erlebt, in denen wir fast gestorben wären.
Wir hatten die Hoffnung in Deutschland ein neues und sicheres Zuhause zu finden. Aber was wir uns erhofft haben ist nicht eingetreten.
Wir durften in Deutschland nicht ankommen, obwohl wir bereit sind uns zu integrieren: wir wollen arbeiten, aber wir dürfen es nicht! Wir wollen unser eigenes Geld verdienen, aber wir dürfen es nicht! Wir wollen unser Leben selbst bestimmen, aber wir dürfen es nicht, weil unsere Abschiebung ausgesetzt ist.
Die Abschiebung stellt für uns nun wieder eine akute Bedrohung dar!
Wir sollen in ein Land abgeschoben werden, in dem es keinerlei Sicherheit, wo es kein menschenwürdiges Leben gibt!
Jeden Tag Explosionen, Selbstmorde…dadurch sterben täglich Menschen! Alle sind davon betroffen!
Afghanistan ist nicht sicher! Egal ob Kabul oder sonstwo, egal in welcher Provinz. Die islamistische Taliban wird von Tag zu Tag, von Woche zu Woche stärker. Die afghanische Regierung ist nicht stark, in vielen Gebieten ist die Taliban an der Macht! In diesen Gebieten gibt es eigene Regeln, dort herrschen die Gesetze der Taliban: Menschen werden zu Selbstmordattentätern geschult, es gibt keine Bildung für Mädchen und Frauen, jeder Kontakt zur Regierung oder zu Oppositionsparteien führt zum Tod.
2014 sollen die NATO-Truppen aus Afghanistan abziehen. Aber erst vor kurzem wurde ein deutscher Bundeswehrsoldat von den Taliban erschossen. Wir sind uns sicher, dass die Situation sich nach dem Abzug sofort noch weiter verschärfen wird! Die Taliban werden noch mächtiger, als sie ohnehin bereits sind! Sie werden wieder ein diktatorisches Regime aufbauen! Die afghanische Regierung, die nur durch Korruption überlebt, wird sich nicht gegen die Taliban verteidigen können. Wir können uns nicht auf eine solche Regierung verlassen.
Das Auswärtige Amt warnt Deutsche vor Reisen nach Afghanistan, aber das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hält es für die meisten alleinstehenden, volljährigen Männer aus Afghanistan für ein sicheres Land.
Wie kann ein Land für Deutsche gefährlich und für Afghanen sicher sein?
Afghanistan ist ein Land mit der ständigen Angst vorm Tod, ein Land ohne Sicherheit, ohne Zukunft!
DESWEGEN FORDERN WIR EIN SOFORTIGES ABSCHIEBEVERBOT!
Afghanische Flüchtlinge aus Nürnberg
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Update 18.07.2013:
Das Foto oben zeigt: Übergabe check! Am 4.7. haben afghanische Flüchtlinge und UnterstützerInnen den Offenen Brief an Herrn Förther, 2. Bürgermeister, übergeben. Nun heißt es abwarten, was die Empfänger des Briefes – der Bayerische Innenminister, der Oberbürgermeister Dr. Maly und der Leiter der Ausländerbehörde – zu den Forderungen der afghanischen Flüchtlinge zu sagen haben. Hilfreich: die Integrationskommission der Stadt Nürnberg hat auf Antrag der Grünen Stadtratsfraktion entschieden, dass sie das Bayerische Innenministerium auffordern wird, die Abschiebungen nach Afghanistan auszusetzen.
Die Antwort vom Oberbürgermeister könnt ihr hier nachlesen: pdf öffnen.
Auch andere Jugendliche unterstützen die afghanischen Flüchtlinge und transportieren deren Forderungen auf die Bayerische Landesebene, wie die Evangelische Jugend Bayern.
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